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Archiv für die Kategorie ‘Filmrezis’

Die Legende von Beowulf (3D)

21. November 2007

Trotz der eher schlechten Kritiken hab ich mir gestern zusammen mit Olli und Jörn das neue Werk von Robert Zemeckis angeschaut. Dem Film dient, wie der Name schon sagt, die Beowulf-Saga aus dem 8. oder 9. Jahrhundert als Basis. Diese genießt im angelsächsischen Raum ähnlichen Stellenwert, wie das Nibelungenlied in Deutschland. Es geht dabei um den Krieger Beowulf, der dem Dänenkönig Hrothgar zur Hilfe gegen das Ungeheuer Grendel eilt und dieses tötet. Er bekommt danach aber Probleme mit Grendels dämonischer Mutter.

Das besondere an dieser Verfilmung ist, dass diese komplett am Computer entstanden ist. Als ich den ersten Trailer sah, dachte ich erst, dass dies reale Schauspieler seien und das ganze künstlich verfremdet wurde. Aber Fehlanzeigen: die Schauspieler wurden durch die so genannte Performance-Capture-Technik digitalisiert. D.h. sowohl Bewegungen, als auch Mimik wurden aufgezeichnet und in den Computer übertragen. Deshalb gab es gerade mal 30 Drehtage mit Schauspielern und knapp zwei Jahre lang wurde an Rechnern an dem Film gefeilt. Interessant ist auch, dass der Film komplett fürs 3D-Kino optimiert wurde. Leider gibt es aber in Deutschland nur 25 solcher Kinos. Das Cinedom in Köln unterstützt praktischerweise diese Technik, so dass es eine zusätzliche Motivation war den Film im Kino anzuschauen.

Meine Gefühle nach Sehen des Films sind aber eher gemischt. Der 3D-Effekt an sich ist zweifelsohne beeindruckend und man sieht, dass einige Einstellungen und Szenen extra für diese Version optimiert wurden. Nur leider war die 3D-Brille auf Dauer recht unangenehm zu tragen. Zum Film an sich lässt sich sagen, dass viele Kamerafahrten einfach atemberaubend waren und auch manche Bildkompositionen und Einstellungen wirklich überzeugen konnten. Aber die eigentliche Geschichte blieb hinter dem Möglichen und wirkte teils uninspiriert und banal. Auch hat man den Eindruck, dass diese krampfhaft auf fast zwei Stunden ausgedehnt wurde. Ich kenne die Sage von Beowulf leider nur sehr grob, so dass ich nicht sagen kann inwieweit der Film dieser entspricht. Man wird aber durchgehend ordentlich unterhalten, aber irgendwie wäre da einfach mehr drin gewesen.
Auch die Animationen sind ein zweischneidiges Schwert. Die Hauptcharaktere wirken meist sehr detailliert und überzeugend. Gerade Kleidung oder auch Haare kommen gut zur Geltung. Von Nebencharakteren kann man dies aber überhaupt nicht behaupten. Diese wirken oft einfach billig, sind aber immerhin eher im Hintergrund, so dass sie nicht so arg auffallen. Von der Performance-Capture-Technik hätte ich mir ehrlich gesagt etwas mehr versprochen. Denn Mimik und Bewegungen wirken nicht wirklich besser als das, was man aus anderen Filmen kennt. Was keinesfalls heißen soll, dass sie schlecht sind.

Als Fazit lässt sich sagen, dass man die Laufzeit über ordentliche Unterhaltung geboten bekommt und teils ein Effektfeuerwerk abgefeuert wird, durch das man etwas von der trivialen Geschichte abgelenkt wird. Man muss aber in aller Deutlichkeit sagen, dass der Film von seinem 3D-Effekt lebt. Deshalb sollte man den Film unbedingt in 3D anschauen und sich sonst eher zum DVD Release gedulden.

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300

12. April 2007

300 ist ein Film der sicherlich polarisieren vermag. Er basiert auf dem gleichnamigen Comic von Frank Miller und behandelt, basierend auf Berichten des griechischen Historikers Herodot, die Schlacht bei den Thermopylen. Bei dieser Schlacht stand der Spartanerkönig Leonidas mit gerade mal 300 Spartiaten (unterstützt von etwa 4000 anderen Griechen, welche aber im Film nur in Form der Arkadier eine Rolle spielen) einer gewaltigen Übermacht von Persern gegenüber. Die Spartiaten waren Elitekrieger, von klein auf in der Kampfeskunst geschult, äußerst diszipliniert und hatten was die Kampfart anging die klassische Phalanx perfektioniert. Die Thermopylen waren ein schmaler Engpass zwischen Kallidromos-Gebirge und Meer und von großer strategischer Bedeutung.

Der Film strotzt nur so von Pathos, viel Gerede von „Ehre“, „Freiheit“ etc. und besitzt eine sehr simple Geschichte. Aber das alles passt irgendwie zu der martialischen Kultur Spartas. Es mag sicherlich etwas überstilisiert wirken, aber so wurde es auch schon im Comic dargestellt. Und mehr als eine Umsetzung des Comics will der Film auch gar nicht sein. Insofern ist der Film, wie erwartet, optisch eine Wucht. Man bekommt ein bildgewaltiges Werk, welches gut von der passenden Musik unterstützt wird.
Wenn man sich darauf einlässt, wird man gut unterhalten. Die Wucht der Inszenierung reißt den Zuschauer mit und lässt ihn über viele Unzulänglichkeiten bzw. Schwächen hinwegsehen. Man hätte sogar den Teil der Geschichte, welcher in Sparta spielt, weiter kürzen können und noch mehr Gewicht auf die Schlacht legen können. Denn so wird man teils aus diesem modernen Schlachtgemälde herausgerissen und mit unnötigen Dialogen konfrontiert. Etwas nervig ist auch, dass die Spartiaten quasi halbnackt in die Schlacht ziehen und das ganze mitunter zu einer Fleischbeschau verkommt.

Zack Snyder hat mit diesem Film einen sicherlich kontroversen Film geschaffen, welcher bis auf eine Szene komplett vor Blue- bzw. Greenscreen entstanden ist und optisch mit seinen kunstvoll stilisierten Kampfszenen seinesgleichen sucht. Vor allem erinnern viele Szenen an die entsprechenden Comicbilder, ähnlich wie es schon bei SinCity der Fall war. Man sollte auf jeden wissen, was einen erwartet und dies ist keinesfalls ein historisch korrekter bzw. typischer Sandalenfilm! Den Film aber auf aktuelle Gegebenheiten und Konflikte beziehen zu wollen halte ich für sehr fraglich. Ich finde man muss nicht überall krampfhaft nach potentiellen Zusammenhängen suchen. Vor allem wenn alles so überzogen dargestellt wird, wie hier.

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Königreich der Himmel (Director’s Cut)

13. März 2007

Irgendwann 2005 hatte ich eine Kritik zur Kinoversion von „Königreich der Himmel“ verfasst und hatte einiges zu bemängeln. Mittlerweile habe ich den Director’s Cut gesehen, welcher beachtliche 47 Minuten länger ist. Das besondere ist außerdem, dass die zusätzlichen Szenen nicht einfach irgendwo eingefügt wurden, sondern der Film fast komplett neu geschnitten wurde. So hätte er eigentlich in die Kinos kommen müssen!

Die Charaktere und die Geschichte bekommen nun Zeit sich zu entwickeln, alles wirkt stimmiger und nicht mehr so überhastet. Auch bekommt Balian, welcher von Orlando Bloom dargestellt wird, mehr Möglichkeiten sich zu profilieren. Zwar wirkt er weiterhin manchmal überfordert in der Rolle, aber durch die zusätzliche Tiefe des Charakters wirkt dies nicht mehr so störend, wie in der Kinofassung. Auch sind seine Beweggründe nun logischer und nachvollziehbarer. Man kann auch sagen, dass er hier eine bessere Identifikationsfigur abgibt.

Der Film behandelt, wie sicherlich die meisten wissen, die Kreuzzüge. Er ist aber von seiner Aussage ein deutliches Plädoyer für Toleranz und ein friedfertiges Zusammenleben, unabhängig von Rasse oder Religion. Insbesondere die Muslime werden als durchaus zivilisiert, tolerant und teils sogar rationaler, als die Europäischen Eindringlinge dargestellt. Auch ist allgemein die Sichtweise auf Religionen sehr skeptisch, was folgendes Zitat gut verdeutlicht: “Ich bin kein Freund von Religionen. Ich habe erlebt, wie der Wahn von Fanatikern jeder Konfession als Wille Gottes bezeichnet wurde. Heiligkeit liegt in der gerechten Handlung und dem Mut, dies auch im Namen jener zu tun, die sich nicht selbst verteidigen können.”

Und irgendwie kann man sagen, dass der Film trotz des lang zurückliegenden Hintergrunds gerade in unserer Zeit aktueller ist, als es zuerst den Anschein hat.

Ich hätte jedenfalls nicht gedacht, dass der Film solch eine Steigerung zur Kinoversion erfahen kann. Zwar mag der eine oder andere bemängeln, dass der Film nur sehr grob auf historischen Tatsachen beruht und vieles dazu erfunden wurde, aber für gute und spannende Unterhaltung nehme ich das gerne in Kauf und kann auch die nicht so gelungene Leistung von Orlando Bloom verschmerzen.

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Children of Men

20. Dezember 2006

Stellt euch folgendes vor: Es ist das Jahr 2027 und die Menschheit ist seit 18 Jahren nicht mehr in der Lage Kinder zu zeugen. So herrscht zunehmend Hoffnungslosigkeit auf der Erde, die oftmals in Kriminalität umschlägt, so dass die Regierung mit brutalen und menschenverachtenden Maßnahmen vorgehen muss, um einigermaßen die Ordnung aufrecht zu erhalten. Kurz gesagt: Nicht mehr lange und die Menschliche Spezies ist am Ende.

Alfonso Cuarón präsentiert diese beängstigende Grundidee, welche auf einem Buch von P. D. James basiert, in äußerst realistischen und intensiven Bildern, die seinesgleichen suchen. Das Ganze wird untermalt von passender Musik, bei der besonders der Freund progressiver Töne sicherlich das eine oder andere Stück erkennen wird, wie etwa King Crimsons “In the Court of the Crimson King”.
Erzählt wird die Geschichte dabei komplett aus dem Blickwinkel des Zynikers Theo, welcher seine Exfrau und ihre Widerstandszelle unterstützt.

Das Besondere an diesem Film ist neben der faszinierenden und spannend inszenierten Grundidee vor allem die Kameraarbeit. Die Kamera ist nämlich immer mitten im Geschehen, immer in Bewegung und die Einstellungen sind dabei extrem lange und ohne Schnitt gehalten. Dies erschafft eine ganz besondere Atmosphäre und ist einfach nur beeindruckend. Vor allem aber hebt es sich von diesem derzeit modischen Hollywood-Hick-Hack-Schnitt ab.

Abschließend kann ich nur sagen, dass es sich bei “Children of Men” um einen empfehlenswerten Film handelt, bei dem eigentlich nur die deutsche Synchro zu wünschen übrig lässt, der aber sonst in allen Belangen überzeugen kann.

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Miami Vice

18. November 2006

Irgendwie ist es in letzter Zeit in Mode gekommen Remakes und/oder Fortsetzungen zu bekannten Filmen oder Serien zu machen. Ob das auf mangelnde Ideen zurückzuführen ist oder auf die Hoffnung mit einem bekannten Namen schnell und leicht Geld zu machen sei jetzt mal dahingestellt. Dieses Jahr wurde jedenfalls eine höchst populäre Fernsehserie aus den 80ern aufgegriffen: Miami Vice

Es wurden zwar einige Änderungen vorgenommen: Vor allem die gesamte Szenerie in die Gegenwart geholt, aber ein loser Anknüpfungspunkt an die dritte Staffel geschaffen. Die Hauptcharaktere wurden natürlich soweit belassen und werden von Colin Farrell und Jamie Foxx dargestellt. Michael Mann, der zuletzt erfolgreich Collateral gemacht hat, führt Regie.

Im Gegensatz zu diesem durchaus gelungenen Film, kann man Miami Vice aber kaum empfehlen.
Nicht nur, dass die Story ziemlich simpel gehalten ist und vorhersehbar wirkt, es kommt außerdem kaum Spannung auf. Die Handlung wirkt so uninspiriert, dass man denken könnte es wäre ein B-Movie. Es fehlt einfach die Struktur und das Überraschende und Dramatische.
Außerdem wird viel zu wenig Action geboten, als dass man durch diese von der miesen Handlung abgelenkt werden könnte.
Die Darstellung der Charaktere ist immerhin in Ordnung, besonders was Jamie Foxx angeht, welcher aber etwas wenig Screentime bekommen hat. Der Rest hebt sich weder positiv noch negativ hervor.
Optisch ist der Film schon beeindruckend. Insbesondere Nachtszenen schafft es Michael Mann gelungen darzustellen. Auch der häufige Einsatz der Steadicam trägt zu einer besonderen Atmosphäre bei. Insbesondere bei Actionszenen wirkt dies passend, sonst aber etwas übertrieben. Auch gibt’s hier und da durchaus sehenswerte Kamerafahrten.
Der Schnitt ist besonders zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Es wirkt ein bisschen, als ob versucht worden wäre das Ganze möglichst auf modern zu trimmen und diesem eine Art Videoclip-Ästhetik zu verpassen, was aber nur partiell gelungen ist. Snatch ist in der Hinsicht ein viel gelungeneres Beispiel.
Kommen wir aber zu einem weiteren dicken Kritikpunkt: Die Musik. Ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen bei dem diese so unpassend wirkt. Es findet sich kaum eine Szene in welcher die Musik nicht deplaziert wirkt und der Stimmung schadet.

Insgesamt kann ich zusammenfassend nur sagen, dass es für mich einer der schlechtesten Filme in diesem Jahr ist. Es wird verdammt viel Potential verschenkt und gerade von Michael Mann hab ich anderes erwartet.

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